Staphylococcus epidermidis und Staphylococcus saprophyticus sind kommensale Bakterien. Bei einer akuten Blasenentzündung kann jedoch eine Urinkultur ihre Anwesenheit in der Blase nachweisen. Hier sind einige wichtige Beobachtungen, die in diesem Fall berücksichtigt werden sollten.
- Diese Bakterien sind kommensale Mikroorganismen der Haut und Schleimhäute
Ihre Präsenz in unserem Körper ist nicht nur normal, sondern auch physiologisch notwendig. Sie tragen zur Bildung einer „guten“ Flora bei, die uns schützt und eine immunologische Barriere gegen äußere Krankheitserreger bildet.
Ihre konstante Anwesenheit führt zu alltäglichen Kolonisierungen der Harnwege, die unter normalen Bedingungen keine Beschwerden verursachen und nicht zu einer Infektion führen. Diese bakterielle Besiedlung der Blase ähnelt der durch Streptococcus faecalis, die in einem anderen Artikel beschrieben wurde. Der Körper ist durchaus in der Lage, solche „Blaseninvasionen“ zu regulieren und das bakterielle Gleichgewicht in den Harnwegen aufrechtzuerhalten, sodass eine pathogene Vermehrung verhindert wird.
Hinweis: Dieses Gleichgewicht gehört zu dem, was als „Blasenmikrobiota“ bezeichnet wird.
- Wann werden diese Bakterien aggressiver?
Folgende Faktoren sollten berücksichtigt werden:
- Die Immunabwehr des Betroffenen – Warum ist der Körper nicht mehr in der Lage, mit diesen physiologischen Bakterien in Symbiose zu leben?
- Übermäßige Intimhygiene – In den letzten Jahren hat der übermäßige Gebrauch von Desinfektionsgels, die anstelle des Händewaschens verwendet werden, sicherlich eine Rolle gespielt. Auch eine zu aggressive Intimhygiene oder eine zu geringe Döderlein-Flora kann das Gleichgewicht stören.
- Bedeutung der Bakterienmenge im Urinbefund
Wird dieser Keim in der Urinkultur nachgewiesen, sollte auf die Menge geachtet werden:
- Wenn die Bakterienkonzentration unter der signifikanten Schwelle (10⁴ KBE/ml) liegt, spricht man nicht von einer Infektion, sondern von einer Kolonisierung. Das bedeutet:
- Das Labor stellt kein Antibiogramm aus.
- Eine antibiotische Therapie ist nicht angezeigt.*
- Falls Symptome vorhanden sind, stammen sie eher von einer starken Entzündung als von der bakteriellen Präsenz.
- Warum eine unnötige Antibiotikatherapie* schädlich sein kann
Wenn S. epidermidis oder S. saprophyticus in nicht-signifikanter Konzentration nachgewiesen werden, kann der Einsatz eines Antibiotikums kontraproduktiv sein, da er:
- die natürliche Flora – und damit das Immunsystem – weiter schwächt,
- das bestehende Ungleichgewicht verstärken kann, das die Entzündung verursacht,
- potenzielle Antibiotikaresistenzen uro-pathogener Bakterien fördert,
- die Entzündung verstärkt, die die eigentliche Ursache der Beschwerden ist.
Wenn S. epidermidis oder S. saprophyticus in einer Konzentration gefunden werden, die eher auf eine Kolonisierung als auf eine Infektion hindeutet, ist es sinnvoller, eine gezielte Strategie zu wählen, um die Entzündung zu beruhigen und die Flora sowie die Immunabwehr zu stärken.
Wir hoffen, dass diese Informationen Ihnen helfen, Ihre Untersuchungsergebnisse besser zu interpretieren, wenn einer dieser Bakterien nachgewiesen wurde.